Wie kann man als Christ Lorberfreunden begegnen?

Wer Freunde der Neuoffenbarung in seinem Verwandten- oder Bekanntenkreis hat, sollte diesen auf keinen Fall Vorwürfe deswegen machen oder sie ausgrenzen. Es ist wichtig zu verstehen, warum die Neuoffenbarung eine so große Bedeutung für deren Leben hat, aber auch, welche kritischen Inhalte damit geglaubt werden. Umgekehrt kann es trotzdem passieren, dass man selbst abgelehnt wird, wenn man die Neuoffenbarung kritisch sieht. Darauf sollte man vorbereitet sein.

Leider argumentieren viele gegenüber Freunden der Neuoffenbarung oft ohne hinreichende Kenntnis dieser Schriften. Ein arrogantes "nur die Bibel", "das ist nicht die Lehrmeinung der Kirche", "damit kommst du in die Hölle", "du musst die Bücher verbrennen" oder gar ein vorschneller Rauswurf bestätigt nur Vorurteile gegenüber Christen oder "Weltmenschen" und den Rat Lorbers, sich solchen Menschen nicht mit der Neuoffenbarung anzuvertrauen. Ein ehrliches Bemühen um den Menschen beinhaltet zunächst einmal immer, dem anderen zuzuhören und ihn ernst zu nehmen. Bevor man einen Menschen auffordert, sein bisheriges Weltbild über den Haufen zu werfen, sollte man sich ehrlicherweise auch einmal selbst fragen, ob man bereit ist, eigene Überzeugungen und Gewohnheiten zu ändern, wenn sich herausstellt, dass sie falsch sind. Das ist nicht nur eine theoretische Überlegung:
In Werken wie der Neuoffenbarung werden durchaus auch kirchliche Missstände angesprochen, die man nicht einfach übergehen kann.

Wenn Lorberfreunde das Gespräch über die Neuoffenbarung grundsätzlich ablehnen und gar nicht wissen wollen, ob das, was sie da glauben, stimmt, wird man ihnen auch kaum helfen können. Im anderen Fall kann es hilfreich sein, gemeinsam in der Bibel zu lesen und darüber zu sprechen und zu beten. Viele Neuoffenbarungsfreunde glauben, die Bibel gut zu kennen, da sie über große Strecken hinweg in der Neuoffenbarung zitiert und ausgelegt wird. Dabei erleben sie die Bibel aber immer durch die Brille der Neuoffenbarung. Zu erleben, wie die Bibel für sich selbst spricht, kann hilfreich sein, um sich geistlich neu zu orientieren. Das Gute dabei ist: Trotz der Kritik Lorbers an der Bibel ist ihre Akzeptanz und das entgegengebrachte Vertrauen unter Lorberfreunden meist noch recht groß.

Hierbei sollte man aber nicht Neuoffenbarungsfreunden die Bibel als "bessere Neuoffenbarung" anzudrehen. Wie immer die Bibel entstanden ist, sie wurde nicht von Gott diktiert (vgl. Lk 1). Um es deutlich zu sagen: Unter der Annahme, dass die Bibel diktiert wurde, lässt sich fast die gesamte Argumentation dieses Buches gegen die Bibel anwenden. Eine aus ihrer historischen Verankerung gerissene Bibel ist zerstört und kann nie die Überzeugungskraft entfalten, die für sie als Zeitzeuge der Heilsgeschichte charakteristisch ist.
Auch ein Überhöhen der Bibel, als wäre Gott in der Bibel zu uns gekommen (statt in Jesus), ersetzt nur ein Problem durch ein anderes. Die Bibel ist ein Wegweiser. Sie ist nicht der Weg zu Gott (vgl. Joh 14,6) und erst recht nicht Gott selbst (vgl. Mt 5,21-48).

Die eigentliche Arbeit beginnt aber erst, wenn die Neuoffenbarung wegbricht. Traurigkeit und Enttäuschung sind in dieser Phase normal. Es ist enttäuschend wieder ohne all das Wissen leben zu müssen, aber gute Freunde können helfen und vorleben, wie man Gott im Kleinen und Alltäglichen wahrnehmen kann. Denn Gott hat nicht aufgehört zu reden.


Die Frage ist nicht, was Gott Lorber gesagt hat – sondern was er dir und mir sagen will.



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